Inhalt:
- 🧩 Neurodivergenz – was ist das eigentlich?
- 🧠 Neurodivergenz ist Vielfalt
- 🔍 Überschneidungen bei Neurodivergenz
- 👩🦰 Warum gerade Frauen oft übersehen werden
- 🎭 Masking – Wenn Anpassung krank macht
- 🔍 Was brauchen neurodivergente Frauen?
22.04.2025
Inhalt:
8 Min. Lesezeit
🧩 Neurodivergenz – was ist das eigentlich?
Neurodivergenz ist ein Begriff aus der Neurodiversitätsbewegung. Es beschreibt Menschen, deren Gehirn anders arbeitet als der Durchschnitt, deren neurologische Entwicklung oder Wahrnehmung von der sogenannten "Norm" abweicht.
Zum Beispiel durch:
Wichtig: Diese Abweichungen sind keine Fehler im System – sondern Ausdruck menschlicher Vielfalt.
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🧠 Neurodivergenz ist Vielfalt
🔍 In den letzten Jahren hat sich das Verständnis von Neurodivergenz stark verändert – nicht nur gesellschaftlich, sondern auch im fachlichen Diskurs. Die neuen diagnostischen Leitlinien, etwa das ICD-11 (WHO, 2022) oder das DSM-5 (APA, 2013), gehen weg von einem rein defizitorientierten Blick und betonen: Nicht jedes "Anderssein" ist gleich behandlungsbedürftig.
Für eine Diagnose braucht es laut ICD-11 heute eine signifikante Beeinträchtigung im Alltag und subjektives Leiden – nicht bloß Abweichung von der Norm. Das ist ein wichtiger Schritt hin zu mehr Selbstbestimmung und zur Anerkennung von neurologischer Vielfalt, denn es schafft Raum für Angebote, die nicht pathologisieren, sondern begleiten, stärken und entlasten.
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🔍 Überschneidungen bei Neurodivergenz -
Warum sich AD(H)S, Autismus, HSP & Hochbegabung oft überschneiden
Ob AD(H)S, Autismus-Spektrum, Hochsensibilität (HSP) oder Hochbegabung: All diese Begriffe beschreiben bestimmte neurologische und kognitive Besonderheiten – doch sie sind nicht immer klar voneinander abzugrenzen. Viele Merkmale überschneiden sich.
Häufige Gemeinsamkeiten:
👉 Die Forschung spricht hier von komorbiden oder überlappenden neurokognitiven Profilen – das bedeutet, dass mehrere neurodivergente Merkmale gleichzeitig auftreten können, ohne dass eine „Hauptdiagnose“ sinnvoll oder notwendig wäre.
Besonders bei Frauen zeigt sich diese Überschneidung besonders deutlich und häufig:
So kann eine Frau mit AD(H)S gleichzeitig hochsensibel und hochintelligent sein – oder Merkmale aus dem autistischen Spektrum aufweisen – oft auch ohne Diagnose.
Das liegt auch daran, dass diagnostische Kategorien häufig zu eng sind – und nicht die komplexe Realität vieler Betroffener abbilden.
Und genau hier liegt das Problem: Wer zu stark in diagnostischen Schubladen denkt, läuft Gefahr, Menschen mit komplexen neurokognitiven Profilen zu übersehen oder zu pathologisieren. Wobei Pathologisieren bedeutet, menschliches Erleben oder Verhalten vorschnell als „krankhaft“ einzuordnen – statt es als Teil natürlicher Vielfalt zu verstehen. Daher ist es wichtig, den Menschen ganzheitlich zu betrachten – mit allem, was ihn oder sie ausmacht.
Und statt auf Labels zu bestehen, sollten wir fragen:
👉
Was brauchst du, um dich wohlzufühlen, klarzukommen, gesund zu bleiben?
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👩🦰 Warum gerade Frauen oft übersehen werden
Frauen im ND-Spektrum werden oft spät oder gar nicht diagnostiziert.
Warum?
🔸 Sie zeigen ihre „Andersartigkeit“ oft nicht laut – sondern
still und angepasst.
🔸 Sie haben gelernt, zu funktionieren, mitzumachen, durchzuhalten.
🔸 Sie übernehmen Verantwortung, sind sensibel, reflektiert
🔸– aber im Inneren sind sie oft stark erschöpft, überfordert, am Limit.
Das sogenannte Masking – also das bewusste oder unbewusste Verbergen neurodivergenter Merkmale – ist bei Frauen besonders häufig. Es schützt kurzfristig vor Ablehnung, kostet aber langfristig Energie.
🔍 Studien zeigen: Frauen internalisieren häufiger. Das heißt, statt impulsiv zu sein, neigen sie zu Selbstzweifeln, Ängsten, Überanpassung und psychosomatischen Symptomen. Viele versuchen über Jahre hinweg, ihre Unterschiede zu „kompensieren“, was häufig in chronischer Erschöpfung oder Burnout mündet.
🧠 Neurobiologisch sind diese Unterschiede ebenfalls relevant: Hormonelle Faktoren, wie etwa der Einfluss von Östrogen auf Dopaminhaushalt und Reizverarbeitung, scheinen neurodivergente Wahrnehmung bei Frauen anders zu modulieren, was erklärt u. a., warum z. B. AD(H)S bei Frauen anders aussieht als bei Männern.
Das bedeutet:
🔸 Frauen im Autismus-Spektrum oder AD(H)S zeigen oft keine „typischen“ Symptome
🔸 Ihre Herausforderungen werden häufiger übersehen oder fehldiagnostiziert
🔸 Ihre Selbstwahrnehmung ist oft von Scham, Unsicherheit und Erschöpfung geprägt
Deshalb ist es so wichtig, geschlechtsspezifisch – und intersektional – zu denken, wenn es um die Wahrnehmung und Begleitung neurodivergenter Menschen, ins besonders von Frauen, geht.
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🎭 Masking – Wenn Anpassung krank macht
Warum neurodivergente Frauen oft zu gut funktionieren – und daran zerbrechen
Das Gefühl, sich ständig zusammenreißen zu müssen. So zu tun, als wäre alles okay – obwohl in einem das Gegenteil tobt. Still zu bleiben, wenn alles in dir laut ist. Zu lächeln, obwohl du innerlich erschöpft bist.
👉 Willkommen im Alltag vieler neurodivergenter Frauen.
Der Begriff Masking beschreibt genau dieses Phänomen: das bewusste oder unbewusste Verbergen neurodivergenter Merkmale, um in einer „neurotypischen“ Welt nicht aufzufallen. Besonders Frauen sind betroffen – oft, weil von ihnen subtil (oder ganz offen) erwartet wird, sich sozial anzupassen, freundlich zu sein, empathisch, unauffällig.
Masking beschreibt genau das:
Sich so verhalten, wie es erwartet wird – nicht wie man sich fühlt.
Neurodivergente Merkmale – wie z. B. Reizempfindlichkeit, direkte Kommunikation, intensive Interessen oder emotionale Tiefe – werden oft als „zu viel“, „komisch“, „seltsam“, „unhöflich“ oder „anstrengend“ bewertet. Um dazuzugehören, wird gelernt sich zu verstecken. Früh, gründlich und dauerhaft.
Viele neurodivergente Frauen passen sich über Jahre an – und verlieren sich dabei selbst.
Typische Masking-Strategien sind dabei zum Beispiel:
👉 Doch diese Maske hat ihren Preis!
Masking kann auf Dauer krank machen. Betroffene berichten von:
👉 Viele Betroffene berichten, dass sie sich „wie im falschen Leben“ fühlen – funktionierend, aber innerlich leer. Viele von ihnen wissen lange nicht, was eigentlich mit ihnen los ist – sie spüren nur, dass sie „nicht mehr können“. Aber nach außen wirken sie oft noch perfekt funktionierend.
🔸Es ist nicht das „Anderssein“, das krank macht – sondern der Druck, es ständig verbergen und sich anpassen zu müssen!
Dabei geht oft das verloren, was eigentlich am meisten gebraucht wird: das eigene authentische Selbst. Wer sich über Jahre maskiert, verliert das Gefühl dafür, was echt ist, was gespielt – und wer man eigentlich ohne all das wäre.
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🔍 Was brauchen neurodivergente Frauen?
🧡 Was wir brauchen: Räume ohne Maske
Es braucht sichere Räume, in denen neurodivergente Frauen sie selbst sein dürfen. Ohne Bewertung, ohne Druck, ohne Anpassungszwang. Masking ist kein persönliches Versagen – es ist eine Überlebensstrategie in einer Umgebung, die oft nicht passt. Der erste Schritt raus? Ist nicht „mehr funktionieren“. Sondern sich selbst wieder spüren dürfen.
💬
Mehr Verständnis statt Bewertung
Viele fühlen sich als „zu viel“ oder „zu empfindlich“. Häufig, weil es einem von der vorwiegend neurotypischen Gesellschaft so gespiegelt wird. Dabei sind sie oft besonders feinfühlig, reflektiert und verantwortungsbewusst – doch genau das macht sie auch anfälliger für chronischen Stress. Ein sicherer Raum, in dem sie sich zeigen dürfen, ohne sich rechtfertigen zu müssen, ist essenziell.
🌿
Gesundheit nicht trotz, sondern mit Neurodivergenz
Gesundheitspsychologie kann hier viel bewirken: Sie schaut nicht auf „Störungen“, sondern auf Bedingungen, unter denen Menschen gesund bleiben oder es wieder werden können – auch mit einer ND-Diagnose oder ohne. Sie zielt auf
Selbstfürsorge,
Selbstwirksamkeit und die
Stärkung von Ressourcen ab. Sie gibt
Hilfe zur Selbsthilfe.
🧠
Individuelle, alltagsnahe Prävention
Wichtig sind Angebote, die sich am Leben der Zielgruppe orientieren – nicht an einem Idealbild. Daher ist es essentiell das die Psychologie und Gesundheitsförderung an neurodivergente Lebenswelten angepasst wird.
Im Zentrum Gesundheitspsychologischer Arbeit stehen die Fragen:
Diese Fragen sollten nun auch für neurodivergenter Frauen gestellt und ihrer Lebenswelt und Wahrnehmung angepasst beantwortet werden.
Denn für viele Frauen, die sich im neurodivergenten Spektrum wiederfinden, bedeutet das: Sie brauchen nicht zwingend eine Therapie – sondern oft eher strukturelle, alltagstaugliche Unterstützung die ihre Lebensrealität berücksichtigt und integriert. Etwa durch fachlich fundierte psychologische Beratung oder Coaching – abgestimmt auf ihre Stärken, Reizempfindlichkeiten und inneren Kämpfe.
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Genau hier setzt mein Angebot an:
Empathisch. Authentisch. Auf Augenhöhe.
Ich arbeite seit vielen Jahren mit dem Schwerpunkt Gesundheitspsychologie - und als Psychologin mit eigenem neurodivergenten Hintergrund liegt mir die Förderung mentaler Gesundheit von neurodivergenten Frauen besonders am Herzen. 💛
In meinen Online-Angeboten arbeite ich alltagsnah, feinfühlig und wissenschaftlich fundiert – mit Achtsamkeit, Selbstmitgefühl und Struktur. So entstehen Räume, in denen du wieder bei dir ankommen kannst. In deinem Tempo. In deiner Art.
✨ Das Ziel: Deine Gesundheit gestalten, ohne dich verbiegen zu müssen.
Denn du darfst so sein, wie du bist.
💛 Danke, dass du dir Zeit für dich genommen hast – und für deine Gesundheit.
Deine Sina Dorit - die Nerd-Psychologin
📣
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