✨ Neurodivergente Frauen


Spezifische Bedürfnisse im Blick

Neurodivergenz ist nicht gleich Neurodivergenz – je nach neurologischer Verarbeitung zeigen sich unterschiedliche Herausforderungen und damit auch unterschiedliche Bedürfnisse im Alltag, in Beziehungen und im Umgang mit sich selbst. Besonders Frauen sind davon oft betroffen, ohne dass dies frühzeitig erkannt oder verstanden wird. Ihre Bedürfnisse sind vielfältig – und werden im Gesundheitskontext bislang oft übersehen.

22.04.2025

Inhalt:

  1. 🧠 Spezifische Bedürfnisse neurodivergenter Frauen
  2. 🔶 Neurodivergente Profile von Frauen im Vergleich - AD(H)S, Autismus-Spektrum, HSP & Hochbegabung
  3. 🌱 ND Bedürfnisse vs. NT Erwartungen
  4. 🧡 Was hilft- praxisnah und bedürfnisorientiert
  5. 🌟 Fazit: Mehr verstehen heißt besser begleiten

7 Min. Lesezeit

🧠 Spezifische Bedürfnisse neurodivergenter Frauen


Viele Frauen im neurodivergenten Spektrum erhalten ihre Diagnose erst spät – oder gar nicht. Sie sind oft Meisterinnen im "Maskieren", also dem Anpassen an gesellschaftliche Normen – was jedoch langfristig zu Erschöpfung und inneren Konflikten führen kann.

Daraus ergeben sich zentrale Unterstützungsbedarfe:


1. Erkennung und Validierung ihrer Erfahrungen:

Viele neurodivergente Frauen erhalten ihre Diagnose erst im Erwachsenenalter, da ihre Symptome oft subtiler sind oder durch soziales Maskieren überdeckt werden. Dieses Maskieren kann zu chronischer Erschöpfung und Identitätskonflikten führen. Ein sicherer Raum, in dem ihre Erfahrungen anerkannt, gesehen und ernstgenommen werden, ist daher essenziell.​


2. Individuell angepasste Kommunikations- und Interaktionsstrategien:

Frauen mit AD(H)S oder ASS benötigen oft klare, strukturierte Kommunikationsformen, die ihre sensorischen und kognitiven Präferenzen berücksichtigen. Dies kann bedeuten, schriftliche Informationen bereitzustellen oder Gespräche in reizarmen Umgebungen zu führen.​


3. Berücksichtigung sensorischer Empfindlichkeiten

Hochsensible Frauen oder jene im Autismus-Spektrum reagieren empfindlich auf sensorische Reize wie Licht, Geräusche oder Berührungen. Beratungs- und Therapieangebote sollten diese Empfindlichkeiten respektieren und entsprechende Anpassungen vornehmen.​


4. Förderung von Selbstfürsorge und Selbstakzeptanz

Viele neurodivergente Frauen haben gelernt, ihre eigenen Bedürfnisse zu ignorieren, um gesellschaftlichen Erwartungen zu entsprechen. Ein zentrales Anliegen ist daher die Förderung von Selbstfürsorgepraktiken und die Entwicklung eines positiven Selbstbildes.​


5. Unterstützung bei der Lebensgestaltung und Alltagsbewältigung

Aufgrund ihrer neurologischen Besonderheiten stehen neurodivergente Frauen vor spezifischen Herausforderungen im Alltag, sei es in der Organisation von Aufgaben, im Zeitmanagement oder in sozialen Interaktionen. Individuell zugeschnittene Strategien und Werkzeuge können hier unterstützend wirken.​


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🔶 Neurodivergente Profile im Vergleich


Jede neurodivergente Ausprägung bringt ihre eigenen Herausforderungen – und spezifische Bedürfnisse – mit sich.


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🔶 1. AD(H)S bei Frauen

(Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung)


Frauen mit AD(H)S erleben ihren Alltag oft als überwältigend – sie sind besonders reizoffen, denken schnell und viel, was nicht selten in einem inneren Gedankenkarussell endet. Trotz hoher Intelligenz kämpfen viele mit Impulsivität und Vergesslichkeit. Hinzu kommt ein starker innerer Perfektionismus, der jedoch mit Schwierigkeiten im Zeitmanagement kollidiert. Das ständige soziale Maskieren – also der Versuch, „normal“ zu wirken – führt häufig zu chronischer Erschöpfung.

Was diese Frauen brauchen, ist eine klare Struktur, jedoch ohne starren Druck. Tages- und Aufgabenpläne sollten Raum für kreative Freiräume lassen. Zur Reizregulation im Alltag helfen gezielte Tools wie Pausenrituale oder Fokustechniken. Statt Kritik ist positive Verstärkung zentral, ebenso wie ein sicherer Raum ohne Leistungsdruck, in dem sie ihren Selbstwert wieder stabilisieren können.


💥 AD(H)S bei Frauen

Typisch: Reizoffenheit, Gedankenflut, Impulsivität, chronisches Chaos – trotz hohem Intellekt.
Was gebraucht wird:
✨ Struktur ohne Zwang
✨ Tools für Fokus & Reizregulation
✨ Wertschätzung statt Kritik
✨ Pausenräume und realistische Ziele


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🔶 2. Frauen im Autismus-Spektrum (AS z.B. Asperger)

(v. a. Asperger-Syndrom / hochfunktionaler Autismus)


Autistische Frauen stoßen im Alltag häufig auf Hürden in der sozialen Interaktion. Small Talk, nonverbale Signale oder soziale Codes sind für sie schwer intuitiv zu erfassen, was zu Unsicherheiten und Rückzug führen kann. Oft haben sie sehr tiefgehende Interessen, die in der Außenwelt jedoch als „sonderbar“ bewertet werden.

Sie sehnen sich nach Vorhersehbarkeit und klaren Regeln, während sie sensorische Reize wie Lärm, Licht oder Menschenmengen schnell überfordern.


Deshalb profitieren sie besonders von reizarmer, vorhersehbarer Umgebung – zum Beispiel bei einer Onlineberatung, die bequem von zu Hause aus erfolgen kann.

In der Kommunikation ist es hilfreich, auf klare, direkte Sprache zu setzen – ohne Andeutungen oder implizite Erwartungen. Ihre Spezialinteressen sollten nicht als Fixierung, sondern als wertvolle Ressource anerkannt werden.

Zentral ist auch ein wertschätzender Raum, in dem sie sich nicht verstellen müssen.


🌐 Autismus (v. a. Asperger-Spektrum)

Typisch: Soziale Überforderung, Bedürfnis nach Ordnung, sensorische Reizempfindlichkeit
Was gebraucht wird:
✨ Klare Kommunikation, kein Smalltalk-Zwang
✨ Wenig Reize – viel Struktur
✨ Raum für Spezialinteressen
✨ Kein „du musst dich mehr anpassen“


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🔶 3. Hochsensible Frauen (HSP)

(keine Diagnose, aber klar definierte Persönlichkeitsausprägung)


Hochsensible Frauen nehmen ihre Umwelt intensiver wahr – sowohl auf emotionaler als auch sensorischer Ebene. Sie zeigen eine ausgeprägte Empathie, die sie jedoch gleichzeitig auch schneller erschöpfen kann. Zwischenmenschliche Disharmonie belastet sie besonders stark, sie reagieren schnell auf Spannungen oder unausgesprochene Konflikte. Die ständige Reizverarbeitung kann zu Überstimulation, Schlafproblemen und einem erhöhten Bedürfnis nach Rückzug führen.


Deshalb sind reizarme Räume zur Regeneration für sie essenziell – im Alltag, im Beruf und in sozialen Kontexten. Ihre feine Wahrnehmung sollte ernst genommen werden, statt sie als „zu empfindlich“ abzuwerten. Sie profitieren von strukturierten Rückzugsmöglichkeiten und benötigen die Erlaubnis, Grenzen zu setzen – ohne dabei Schuldgefühle entwickeln zu müssen.


💫 Hochsensible Frauen (HSP)

Typisch: Tiefe Wahrnehmung, emotionale Feinfühligkeit, schnelle Erschöpfung
Was gebraucht wird:
✨ Rückzugszeiten ohne Rechtfertigung
✨ Reizfilter für Alltag & Beziehungen
✨ Selbstmitgefühl statt Selbstoptimierung
✨ Leiser Umgang statt Dauerpräsenz


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🔶 4. Frauen mit Hochbegabung / Hochintelligenz


Hochbegabte Frauen erleben sich oft als unterfordert in ihrem Umfeld – gleichzeitig jedoch emotional überfordert, weil sie komplexer denken und intensiver fühlen als viele andere. Dieses Spannungsfeld führt nicht selten zum Gefühl, „nicht dazuzugehören“ oder als Außenseiterin wahrgenommen zu werden. Ihre hohe Sensibilität für Ungerechtigkeit oder Inkonsequenz kann sie im Alltag stark belasten. Häufig fehlt das Gegenüber, das ihre Denkweise versteht oder wertschätzt.


Was sie brauchen, ist ein intellektuell und emotional anregender Austausch auf Augenhöhe, ohne sich ständig erklären zu müssen. Angebote, die sowohl kognitive Tiefe als auch emotionale Feinfühligkeit bieten, wirken unterstützend. Dabei ist es wichtig, ihnen Denkfreiheit zu lassen – denn sie benötigen kreative Räume, keine standardisierten Lösungen. Ihre Fähigkeit zum „Out-of-the-box-Denken“ sollte als Stärke und nicht als Sonderfall verstanden werden.


🧠 Hochbegabte Frauen

Typisch: Intellektuelle Tiefe + emotionale Intensität, soziale Außenseitergefühle
Was gebraucht wird:
✨ Austausch auf Augenhöhe
✨ Kognitive UND emotionale Anregung
✨ Freiraum für kreative Problemlösungen
✨ Wertschätzung für "Out-of-the-box-Denken"


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🌱 Neurodivergente Bedürfnisse vs. neurotypische Erwartungen


Viele gesellschaftliche Normen – z. B. wie ein Arbeitstag strukturiert ist oder wie man „normal“ kommuniziert – orientieren sich an neurotypischen Standards.


Das Problem: Neurodivergente Frauen funktionieren anders:

Bereich Neurotypisch (NT) Neurodivergent (ND)
Reize Verarbeiten Reize werden gefiltert Reize werden kaum gefiltert, alles kommt "gleichzeitig" an
Soziale Interaktionen Intuitiver Umgang mit sozialen Codes Bewusste Anstrengung nötig, soziale Erschöpfung häufig
Alltag & Struktur Routinen funktionieren meist automatisch Hoher Aufwand nötig für Planung, Organisation & Fokus
Gefühlsleben Gefühlsschwankungen vorwiegend ausgeglichen Intensives Fühlen, mit plötzlichen Höhen & Tiefen
Selbstbild Stimmiger Abgleich mit dem Umfeld Oft chronische Selbstzweifel, Gefühl des "Nicht-genug-Seins"

💬 Gesamtbild: Was unterscheidet neurodivergente Frauen?


Zusammengefasst kämpfen viele neurodivergente Frauen nicht mit „Defiziten“, sondern mit einem Umfeld, das sie nicht mitdenkt und keine Rücksicht auf ihre Bedürfnisse nimmt. Die Folge: chronische Selbstzweifel, übermäßiger Stress und das Gefühl, „nicht genug“ zu sein.


🧡 Was hilft – praxisnah und bedürfnisorientiert:

  • Struktur ohne Starrheit
  • Empathie ohne Bewertung
  • Fachliches Wissen, das Vielfalt mitdenkt
  • Selbstfürsorge statt Selbstoptimierung
  • Beratung, die Spielraum lässt – für individuelle Wege


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🌟 Fazit: Mehr verstehen heißt besser begleiten


Neurodivergente Frauen brauchen mehr Verständnis für ihre Lebensrealität. Ihr Erleben ist nicht „falsch“, sondern oft nur nicht mitgemeint in herkömmlichen Angeboten. Damit gesundheitspsychologische Angebote neurodivergente Frauen wirklich erreichen, braucht es ein sensibles Verständnis für ihre Wahrnehmung und Lebensrealität.


Hilfreich sind dabei reizarme, strukturierte Settings, die Sicherheit und Orientierung geben – ohne rigide Vorgaben. Kommunikation sollte klar, wertschätzend und transparent sein, mit Raum für Pausen und individuelle Verarbeitung.

Wichtig ist außerdem, Selbstfürsorge und Selbstakzeptanz gezielt zu fördern, statt auf ständige Anpassung oder Selbstoptimierung zu setzen.

Fachliche Begleitung darf hier vor allem eines sein: offen, ressourcenorientiert und flexibel – mit echter Neugier für unterschiedliche Bedürfnisse und Wege.


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Genau hier setzt mein Angebot an:

Empathisch. Authentisch. Auf Augenhöhe.


Ich arbeite seit vielen Jahren mit dem Schwerpunkt Gesundheitspsychologie - und als Psychologin mit eigenem neurodivergenten Hintergrund liegt mir die Förderung mentaler Gesundheit von neurodivergenten Frauen besonders am Herzen. 💛

In meinen Online-Angeboten arbeite ich alltagsnah, feinfühlig und wissenschaftlich fundiert – mit Achtsamkeit, Selbstmitgefühl und Struktur. So entstehen Räume, in denen du wieder bei dir ankommen kannst. In deinem Tempo. In deiner Art.
 

✨ Das Ziel: Gesundheit gestalten, ohne dich verbiegen zu müssen.


Denn du darfst so sein, wie du bist.


💛 Danke, dass du dir Zeit für dich genommen hast – und für deine Gesundheit.


 Deine Sina Dorit - die Nerd-Psychologin

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  • 📚 Literatur & Quellen

    • Aron, E. N. (2013). The highly sensitive person: How to thrive when the world overwhelms you. Kensington Publishing Corp.. 
    • Attwood, A. (2006). The complete guide to Asperger's syndrome. Jessica Kingsley Publishers.
    • Carl, C., Ditrich, I., Koentges, C., & Matthies, S. (2022). Die Welt der Frauen und Mädchen mit AD(H)S: Warum sie so besonders sind und was sie stark macht. Julius Beltz GmbH & Company KG.
    • Franke, B., Michelini, G., Asherson, P., Banaschewski, T., Bilbow, A., Buitelaar, J. K., Reif, A., ... & Thapar, A. (2018). Live fast, die young? A review on the developmental trajectories of ADHD across the lifespan. European Neuropsychopharmacology, 28(10), 1059–1088. https://doi.org/10.1016/j.euroneuro.2018.08.001
    • Greven, C. U., Lionetti, F., Booth, C., Aron, E. N., Fox, E., Schendan, H. E., ... & Homberg, J. (2019). Sensory processing sensitivity in the context of environmental sensitivity: A critical review and development of research agenda. Neuroscience & Biobehavioral Reviews, 98, 287-305. https://doi.org/10.1016/j.neubiorev.2019.01.009
    • Hull, L., Petrides, K. V., Allison, C., Smith, P., Baron-Cohen, S., Lai, M. C., & Mandy, W. (2017). "Putting on My Best Normal": Social camouflaging in adults with Autism Spectrum Conditions. Journal of Autism and Developmental Disorders, 47(8), 2519–2534. https://doi.org/10.1007/s10803-017-3166-5
    • Kreiser, N. L., & White, S. W. (2014). ASD in females: Are we overstating the gender difference in diagnosis? Clinical Child and Family Psychology Review, 17(1), 67–84. https://doi.org/10.1007/s10567-013-0148-9
    • Mannherz, M., Ditrich, I., & Kotges, C., (2025). Die Welt autistischer Frauen und Mädchen: Warum sie anders genau richtig sind. Julius Beltz GmbH & Company KG.
    • Preckel, F., & Vock, M. (2020). Hochbegabung: Ein Lehrbuch zu Grundlagen, Diagnostik und Fördermöglichkeiten. Hogrefe Verlag GmbH & Company KG. https://doi.org/10.1026/02850-000

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